In den ersten Tagen dieses Jahres habe ich mal geäussert, dass dieses Jahr das Thema „Grenzen setzen – Grenzen achten“ uns alle begleiten wird. Wie Treffend diese Aussage ist, wurde schon bald klar. Abstand halten wurde uns förmlich eingetrichtert. Abstand halten müssen, hat mich anfangs sehr gestresst, weil ich plötzlich Freunde und auch Familienmitglieder nicht mehr umarmen durfte. Wenn man dieses Abstand halten aber auf eine andere Weise betrachtet und aus einem anderen Grund einhaltet, macht es absolut Sinn. Es lehrt uns Respekt, Respekt vor unseren Mitmenschen und vor uns selbst. Berührungen sind wichtig, aber berühren voller Bewusstsein, mit Hingabe und Liebe ist das was wir anstreben dürfen wenn nicht sogar müssen.
Ich gehe jeden Tag „geschützt“ aus dem Haus, weil ich einfach alles aufnehme und spüre was in meinem Umfeld gedacht und empfunden wird. Ohne diesen Schutz bin ich nicht mich selbst, bin sehr schnell den Tränen nahe und habe Gedanken die nicht zu mir passen. Seit ich diesen Schutz zelebriere und wir diese Abstandsregel haben, geht es mir sehr viel besser. Abstandhalten ermöglicht uns, uns selbst wieder besser wahr zu nehmen, bei uns selbst zu sein und zu bleiben. Es gibt uns die Chance eine Balance zu finden zwischen Nähe und Distanz. Zu spüren welche Nähe mir gut tut und wo ich besser auf Distanz gehe. Abstand halten ist gleichzusetzen mit Grenzen setzen- Grenzen achten.
Für viele ist die Grenzenlosigkeit der Weg in die Freiheit. Für mich ist Freiheit, Grenzen setzen zu dürfen und sie auch zu achten. Wegen Covid-19 waren die Landesgrenzen geschlossen, am Anfang habe ich mich sehr darüber geärgert, weil ich unbedingt in diesem Jahr wieder einmal ans Meer fliegen wollte. Da ich schon 8 Jahre nicht mehr geflogen bin, hätte ich mir dies jetzt wieder mal gegönnt. Nun es kam anders und ich habe meinen Urlaub dann schlussendlich im bernischen Naturschutzgebiet Gantrisch verbracht. Alleine in einer Ferienwohnung, dort wo Fuchs und Hase sich noch gute Nacht sagen. Ein grösseres Geschenk hätte ich mir nicht machen können, es war Erholung pur. Meine Sehnsucht nach dem Meer habe ich mit Besuchen an vielen kleineren und grösseren Seen ausgeglichen und festgestellt, dass es reicht wenn ich am Wasser sein darf. Also warum in die Ferne und über Grenzen gehen, wenn das Gute und die vielen Wunder der Natur, so nahe liegen?
Grenzenlosigkeit finden wir auch in der Partnerschaft, im Beruf, im Sport, beim Essen, beim Suchen (Suchtkrankheiten) in der Kindererziehung und für mich immer wieder ein grosses Thema in der Medizin. Diese Grenzenlosigkeiten haben immer zwei Seiten. Im Sport zum Beispiel. Einer geht über seine Grenzen und wird Weltmeister und der ein anderer geht über seine Grenzen und verunfallt oder wird krank. Gehst du für dich selbst über deine Grenzen, ist es ein Ansporn ein „Instrument“ etwas zu erreichen und diese ist sehr positiv. Gehst du aber für andere über deine Grenzen, um ihnen etwas zu beweisen, um geliebt zu werden oder um Anerkennung zu kriegen, schadest du dir selber. Wie oft sagst du Ja obwohl du Nein sagen willst? Wie oft tust du etwas, was du gar nicht willst? Es gibt viele Gründe, warum wir dies nicht immer können. Verletzungen aus der Kindheit, Mangel an Selbstvertrauen und Selbstwert, Angst vor dem alleine sein und sich mit sich selber auseinander setzen zu müssen, Angst abgelehnt zu werden und viele mehr. Es ist aber nicht aussichtslos, denn man kann alles verändern. Der erste Schritt ist das Wollen. Der zweite, sich helfen zu lassen.
Grenzen setzen – Grenzen achten, ist eine Liebeserklärung an sich selbst und ein Zeichen von Respekt und Wertschätzung an deine Mitmenschen.
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