Gedanken zum Leben

Seit meinem heutigen Start in den Tag beschäftigt mich ein Wort, nämlich Schutzmassnahmen. Ich habe gerade gelesen, wie eine Frau sich über die Massnahmen einer Badi äusserte. Sie sagte, ich war schon schwimmen und fühlte mich gut geschützt. Ich will dies nicht hinterfragen, aber es hat mich dazu bewogen mir Gedanken über diesen Schutz zu machen. Wovor schützen uns diese Massnahmen? In meiner Welt und mit meiner Denkweise übersetze ich dies folgendermassen.

Sie schützen uns davor das Leben zu leben. Denn nichts anderes tun diese Massnahmen. Wir dürfen nicht feiern, wir dürfen nicht umarmen, wir dürfen nicht kommunizieren, viele dürfen nicht mal ihren Beruf ihre Passion ausüben. Worin besteht denn unser Leben noch? Alles was uns „verboten“ wurde, sind lebenswichtige Grundlagen um gesund zu bleiben. Berührungen zum Beispiel sind existentiell. Ich bin Single und lebe alleine, also hatte ich in der Hochsaison dieses Lockdowns keine Möglichkeit jemanden zu berühren oder berührt zu werden. Meine Praxis musste ich schliessen und das was ich am liebsten tue, wurde mir untersagt. Massieren ist meine Passion. Meine Hände haben sehr darunter gelitten. Ich habe darunter gelitten. Es gab Momente in denen es mich fast zerrissen hat vor lauter Sehnsucht umarmt, berührt zu werden. Ich habe dann meine Energie in den Händen mental „verschenkt“ (Fernbehandlung wird dies genannt). Anstelle der Umarmungen hab ich mich einfach von Kopf bis Fuss eingecremt oder einen Baum umarmt, dies ist auch Berührung und tut unendlich gut. Ich bin mir sicher, dass es für Familien und Paare genauso wie für Singles nicht einfach war, denn wir hatten/ haben alle unsere Lernaufgaben. Sofern wir sie erkennen und lösen können, gehen wir gestärkt aus solchen Krisen. Wenn nicht, steht die nächste Krise vor der Türe, die muss nicht unbedingt durch einen Virus ausgelöst werden. Denn Krisen sind immer auch Chancen, etwas im Leben zu verändern. Diesmal wurden wir alle dazu aufgefordert dies zu tun.

Zurück zu den Schutzmassnahmen. Meine Mutter ist im Altersheim und wir durften sie seit Anfang März nicht mehr besuchen. Jetzt wurde Besuch zugelassen mit folgenden Schutzmassnahmen. Es darf nur eine Person auf Besuch, diese muss einen Termin mit der Pflege vereinbaren. Mögliche Termine von Montag bis Freitag von 13.30 bis 15.30. Der Besucher wird dann in Empfang genommen und in einen Raum geführt wo die Bewohnerin wartet. Man muss eine Schutzmaske tragen und zwei Meter Abstand halten und man wird beobachtet. Also wie im Gefängnis. Sorry, dass ich diesen Vergleich nutze, aber genau dieses Bild löst es in mir aus. Dies ist auch nicht als Vorwurf gedacht, sondern als Reflektion um zu zeigen, was es mit uns Menschen macht. Meine Mutter hat dann zu mir gesagt, dass sie das nicht will. Sie will nicht, dass sich das jemand antun muss und sie schon gar nicht. Sie will den Besuch ganz oder gar nicht. Wir telefonieren lieber wieder mit dieser Videotelefonie, hat sie gesagt. Ja meine Mutter wird dieses Jahr 80 Jahre und sie hat ein Smartphone. Sie ist eine der Wenigen in ihrem Altersheim, die auf diese Weise mit ihren Angehörigen kommunizieren kann. Ich bin so froh und auch mega stolz, dass sie in ihrem Alter noch so taff ist. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es den Bewohnern geht, die diese Möglichkeit des Telefonierens nicht haben und auf mehr Hilfe angewiesen sind. Wir hatten schon oft Gespräche über den Tod und darüber wie weit die Ärzte an ihr herum „doktoren“ dürfen und was sie alles geschehen lassen will (Patientenverfügung). Ich habe ihr folgendes gesagt und dies nicht zum ersten Mal. Ich wünsche mir noch ganz viel Zeit mit dir, ich wünsche mir, dass du noch viele Jahre lebst. Aber, ich möchte dies nur, wenn es dir gut geht, wenn du deinen Lebensabend geniesst und alles dafür tust, soviel Spass wie möglich zu haben. Das heisst aber, dass du für dein Leben selbst die Verantwortung übernimmst, dass du sagst was du willst und was nicht. DU bestimmst wie viele Medikamente du nimmst, wie viele Operationen du machen willst. DU bestimmst über DEIN Leben, wirst dann aber auch mit den Konsequenzen leben oder vielleicht auch sterben müssen.

Was ich mit diesen Zeilen ausdrücken will. Wir alle haben so viel Angst vor dem Tod, dass wir vergessen zu leben. Die Schutzmassnahmen geben uns noch mehr Grund, Angst vor dem Tod zu haben. Dabei ist das Leben ein Kreislauf, wir werden geboren und irgendwann werden wir sterben. Das gehört zum Leben. Jemanden den man liebt zu verlieren ist schmerzlich und ich will dies hier gar nicht schön reden. Ich kenne dies ja auch. Ich weiss aber, dass diese Menschen zwar nicht mehr unter uns sind, aber sie sind bei uns. Als Erinnerung in unseren Herzen und oft auch als Bergleiter aus dem Jenseits. Wenn ich dies nicht selbst immer wieder erfahren dürfte, würde ich es nicht erwähnen.

Zurück zur Natur, zurück zu uns selbst war/ist eine der Botschaften dieser Krise. Ich wünsche mir deshalb, dass wir auch wieder zurück zu einem natürlichen Tod und einem natürlichen Lebenslauf finden. Krankheiten und Krisen sind Botschaften der Seele, die uns zeigen, dass wir gegen uns selbst leben, dass wir Dinge tun die wir gar nicht wollen und vor allem, dass wir nicht auf unser Herz hören. Wenn wir diese Botschaft erkennen, verstehen und verändern, müssen wir auch keine Angst vor Krankheiten und dem Tod haben. Der Tod ist meiner Meinung nach auch nicht das Ende, es ist der Anfang von etwas Neuem. Ich gebe zu, meine Einstellung zum Tod ist speziell oder einfach angstfrei!

Die beste Medizin für ein gesundes und glückliches Leben ist die Liebe, die Liebe zu dir selbst, realer Optimismus, Eigenverantwortung, gesunder Menschenverstand, Berührungen, Kommunikation, sowie Tanzen, Lachen und glücklich sein.

Also lasst uns das Leben umarmen und geniessen!

26.05.2020

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